Kulturelle Teilhabe: Ja, bitte! – Aber nicht so!

Marc-Bernhard Gleißner

Kulturelle Teilhabe steht für DIE LINKE. an höchster Priorität in der Sozial- und Kulturpolitik, doch bedarf es auch hier eines kritischen Blickes, denn nicht jedes Projekt birgt das in sich, was es verspricht.

Das Ampelbündnis brachte zur Stadtratssitzung vom 10.05.’10 einen Antrag ein, der sich kulturelle Teilhabe auf die Fahne schrieb, jedoch in wesentlichen Punkten defizitär war.

Die Forderung das Kontingent ermäßigter Theaterkarten – die es bisher nur für Schüler und Studierende gibt – für Menschen mit niedrigem Einkommen zu erweitern, ist zwar generell zu bejahen, aber im vorliegenden Antrag inkonsequente und sozialpolitisch kaum durchdacht: Wie soll hier bspw. die Ausweisung erfolgen? Was ist, wenn dieses Kontingent erschöpft ist? Was ist mit anderen Kultureinrichtungen wie Museen etc?

DIE LINKE. fordert hier die Einführung eines Trier Passes, der es Familien, Menschen mit niedrigen Einkommen, ALG II-EmpfängerInnen, RentnerInnen und vielen anderen ermöglicht, dass gesamte Kultur- und Freizeitangebot der Stadt Trier günstig zu nutzen. Diese Forderung ist nicht nur sozialer, sie ist auch umfassender und verhindert gewisse soziale Stigmatisierungsprozesse.

Die Forderung nach Last-Minute-Karten fürs Theater kann man sich nur erklären, dass die Ampel einen kulturpolitischen Eventantrag vom Stadtrat verabschiedet wissen wollte. Während Koblenz die Last-Minute-Karten wieder abschaffte, ist die Forderung danach schon deswegen absurd, weil es doch jedem in dem Sinn kommt, dass Last-Minute immer auch Schnäppchen-Jäger mit sich bringt. Dass damit eine neue Zielgruppe fürs Theater erschlossen wird, ist eher fraglich. Klar ist jedoch, dass damit ein Einschnitt der Einnahmen fürs Theater einzukalkulieren ist, denn einige werden sich fragen, wieso den vollen Preis für eine Karte zahlen, wenn ich Kultur Last-Minute bekomme.<//font><//span>

Man hätte diesen Antrag einstimmig in den Kulturausschuss überweisen sollen, dort hätte man die Idee der kulturellen Teilhabe umfassend diskutieren und konkretisieren können. So erhält man eher einen Antrag, der zwar nett klingt, aber in seiner Umsetzung defizitär und unbedacht ist.<//font><//span>

DIE LINKE. fordert ein umfassendes Konzept kultureller Teilhabe und wird sich in den kommenden Monaten für einen Trier Pass stark machen, statt Kultur Last Minute zu favorisieren.<//font><//span>