08.05 - Trier: Aktion am "Vertriebenenbrunnen" zum Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus

Antifaschistisches Jugendbündnis Trier

65 Jahre nach der Befreiung von Faschismus und Krieg steht in Trier immer noch ein Brunnen, der die Ergebnisse der Befreiung Tag für Tag in Frage stellt. Das darf nicht so bleiben. Der Revanchistenbrunnen muß weg. 

Auf circa 1.400 schätzt der Bund der Vertriebenen (BdV) die Anzahl der Mahnmale und Gedenkstätten der Vertriebenen aus ehemals deutschen Landen. 35 listet der BdV in seiner Dokumentation für Rheinland-Pfalz auf. Auch in Trier findet sich ein entsprechendes Mahnmal. Den sogenannten "Heimatbrunnen", an prominenter Stelle, dem Rathausplatz, errichtet, ziert an einem seiner vier Betonbecken eine Bronzeplakette mit den schlichten Worten "Einigkeit und Recht und Freiheit. Breslau, Gleiwitz, Stettin, Königsberg, Eger, Marienburg".

Anstatt sich der Tatsache der Vertreibung Deutscher von ihrem damaligen Wohnsitz als direktes und nicht anders erklärbares Ergebnis der verbrecherischen Kriegsführung des deutschen Faschismus zu erinnern, anstatt also darauf zu verweisen, daß die Vertreibung eine Vorgeschichte hat, nämlich Faschismus und Krieg, suggeriert die Gedenktafel am Brunnen etwas anderes, ja geradezu gegensätzlich verkehrtes: indem sie verschweigt, was war, stellt sie einen verleumderischen Umgang mit der Geschichte dar und möchte durchaus so verstanden werden, als seien "Einigkeit und Recht und Freiheit" noch nicht "für das" gesamte "deutsche Vaterland" wieder vollständig hergestellt.

Das wäre nach dieser Lesart erst dann wieder der Fall, wenn Schlesien mit Breslau und Gleiwitz, Hinterpommern mit Stettin, Ostpreußen mit Königsberg, das Sudetenland mit Eger und letztlich Westpreußen mit Marienburg "heim ins Reich geführt" würden. Offen wird eine solch säbelrasselnd grenzrevidierende Position zu Zeit selbstverständlich nicht vertreten; im Buchstaben der Plakette schlummert aber der Revanchegedanke – immer noch. Daß dies kein Hirngespinst ist, darauf verweist die Tätigkeit des BdV und der ihm angeschlossenen Landsmannschaften.

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft weigert sich bis heute, die territoriale Integrität der Tschechischen Republik zu akzeptieren und lehnt die von Deutschland mit Tschechien geschlossenen Grenz- und Nachbarschaftsverträge ab. Für die Landsmannschaft ist das mit massiven Kriegsdrohungen erpreßte Münchener Abkommen vom 30. September 1938, das im Ergebnis der damaligen ČSR das Sudetenland entriß, nach wie vor gültig. Die Landsmannschaften Schlesien und Ostpreußen versuchen gemeinsam seit Jahren, Entschädigungen für verlorenes Eigentum gerichtlich durchzusetzen. Zu diesem Zweck hat man im Jahr 2000 die Preußische Treuhand gegründet, deren Ziel die "Sicherung des Anspruchs bzw. Rückgabe des im Osten von den Vertreiberstaaten völkerrechtswidrig konfiszierten Eigentums" ist. 

65 Jahre nach dem Ende des Krieges werden dessen Ergebnisse von interessierten und einflußreichen Kräften immer noch in Frage gestellt. Eine solche Position stellt den unter millionenfachen Opfern erreichten Frieden der Völker Europas in Frage. Flankiert wird diese Haltung von den zahlreichen Mahnmalen in Deutschland, so auch von dem Trierer Brunnen. Was aber fehlt, ist eine Erinnerungsstätte in Trier, die nicht nur aller Opfer des Faschismus gedenkt, sondern das Ende des Krieges und der faschistischen Herrschaft als das begreift, was es war: eine Befreiung. Nach dem 8. Mai 1945 sind die in Schutt und Asche gelegten Städte Ost- und Mitteleuropas wieder auferstanden aus Ruinen. Darunter die auf der Bronzeplakette erwähnten. Sie heißen aber heute Wrocław, Gliwice, Szczecin, Калининград (Kaliningrad), Cheb und Malbork und nicht anders. Das ist gut so und soll auch so bleiben.

Am Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg fordern wir, das Antifaschistische Jugendbündnis Trier, die Entfernung der Bronzeplakette, eine Umwidmung des Brunnens samt entsprechender Gedenktafel und letztlich seine Umbenennung in "Brunnen des 8. Mai".

[Quelle: Pressemitteilung Antifaschistisches Jugendbündnis Trier]