Kita - freie Wahl für alle Eltern

Theresia Görgen

Trier als Großstadt ist eine Stadt des Wandels und der Vielfalt. Als Universitätsstadt und Oberzentrum im offenen europäischen Grenzraum haben sich auch die Bevölkerungsstrukturen grundlegend verändert. So ist der Anteil der Einwohner*innen, die der katholischen Religionsgemeinschaft angehören, zurückgegangen. Das Angebot an Kindertageseinrichtungen spiegelt diese Entwicklung aber nicht wider. Andersgläubige oder Familien ohne Religionszugehörigkeit haben es in Trier sehr schwer, eine Kita zu finden, die nicht katholisch ist.

Neben den 27 von der Kita gGmbH geführten Kindertageseinrichtungen und den sechs Kindertagesstätten von Kirchengemeinden  sind alternative Angebote in Trier an einer Hand abzuzählen. Eine freie Wahl haben Eltern, die nicht katholisch sind, in Trier nicht. In katholischen Kindertageseinrichtungen wird der katholische Glaube gelebt, aber circa 43 Prozent der Einwohner*innen haben diesen Glauben nicht. Haben nicht auch sie einen Anspruch auf alternative Angebote und eine freie Wahl ebenso wie katholische Familien?

Die Stadt Trier ist einerseits sozialrechtlich verpflichtet, den Bedarf an Kita- und Krippenplätzen zu decken. Andererseits muss Trier der Rechtsverpflichtung nachkommen, seinen Einwohner*innen ein plurales bedarfsorientiertes Angebot vorzuhalten. Davon können wir in Trier zurzeit sicher nicht sprechen. Wenn aber ohnehin schon die Stadt und das Land bei Neubauten, Sanierungen und Erweiterungen katholischer Kindertageseinrichtungen den Löwenanteil (84 Prozent) der Kosten tragen, kann ich nicht umhin, folgende Frage zu stellen: Gibt es einen mittel- und langfristigen Plan der Stadt, den Rechtsanspruch der Einwohner*nnen auf ein vielfältiges freies Angebot an Kindertageseinrichtungen in Trier einzulösen?